Eine Welt voller Kontraste
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Arabische Vergangenheit für eine kontrastreiche Gegenwart
Andalusien ist eine der 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens und die südlichste auf dem spanischen Festland. Mit rund 87.000 Quadratkilometern Fläche ist Andalusien etwas größer als Österreich. Schon seit 1.300 Jahren trägt das Gebiet seinen Namen. Im achten Jahrhundert besetzten die Mauren die Region und nannten sie Al-Andalus. Bis heute ist Andalusien eine Region voller Widersprüche und Kontraste geblieben.
Die Sierra Nevada ("schneebedecktes Gebirge") ist mit dem 3481 Meter hohen "Mulhacen" das höchste Gebirge des spanischen Festlandes. Hier liegt auch die höchstgelegene Autostraße Europas. Das Gegenstück zur Sierra Nevada ist die größte spanische Tiefebene am Unterlauf des Rio Guadalquivir. Gegensätzlich ist in diesen Regionen auch das Klima. Im Frühjahr kann man in der Sierra Nevada die Schneepisten herunter wedeln, während man an den nur knapp 30 Kilometer entfernten Mittelmeerstränden bei milden und sommerhaften Temperaturen bereits im Meer schwimmen kann.
Die trockenste Region Europas liegt im Hinterland von Almeria. Hier fallen im ganzen Jahr durchschnittlich nur 180 Liter Regen pro Quadratmeter. Und auch das regenreichste Gebiet Spaniens liegt in Andalusien. Die Sierra de Grazalema verzeichnet pro Jahr durchschnittlich unglaubliche 2.000 Liter Niederschläge pro Quadratmeter.
Eines der fruchtbarsten Gebiete Andalusiens ist das Tal des Gualquivir. Bei Almeria findet man dagegen die einzige Wüste Europas. Voller Kontraste sind auch die Strände Andalusiens. An der lebhaften Costa del Sol tummeln sich das ganze Jahr über Tausende Touristen an den einladenden Sandstränden. Wesentlich ruhiger geht es dagegen an der westlich gelegenen Costa de la Luz zu. Hier sind die Strände zum Teil noch naturbelassen, und der raue Atlantik peitscht das Wasser gegen die Strände.
Historische Erde reich an Naturschönheiten
In Andalusien kann man aufregende Geschichte und Kultur mit einem erholsamen Badeurlaub kombinieren. Saubere Strände und kristallklares Wasser locken genauso wie imposante Kulturdenkmäler und faszinierende Naturlandschaften.
Torremolinos
Torremolinos setzt sich aus den spanischen Worten Torre und Molino zusammen und bedeutet "Turm und Mühlen". In der Touristenhochburg sind besonders im Sommer Strände überfüllt. Torremolinos ist ein beliebter Ferienort bei jungen Leuten und Urlaubern, die etwas erleben wollen. Diskotheken, Bierstuben und Bars locken mit Musik und Tanz und bieten Vergnügen bis in die frühen Morgenstunden hinein.
Marbella
Marbella ist einer der bekanntesten Orte Andalusiens. In den 1980er Jahren entdeckten die ersten Gutbetuchten Marbella als Urlaubsort und hielten Ausschau nach luxuriösen Urlaubsdomizilen. Bis heute ist Marbella ein Urlaubsziel der Reichen und Schönen geblieben und hat eine ähnliche Stellung wie der Nobelort Kampen auf der Insel Sylt. Warum die Reichen von Marbella so fasziniert waren, wird Besuchern schnell klar. In der Altstadt kann man durch urige Gassen bummeln und in eines der erstklassigen Restaurants einkehren. In Puerto Banus trifft man auf die teuren Yachten der Upperclass, die vor den malerischen neomaurischen Retortenbauten vor Anker liegen.
Malaga
Malaga ist mit einer halben Million Einwohnern die Provinzhauptstadt und das Zentrum der Costa del Sol. Trotz der Größe der Stadt scheint den Einwohner jegliche Hektik fremd. Die tägliche Siesta ist den Menschen hier heilig. Dann kommt das gesamte Leben der Stadt fast zum Erliegen. Anders ist die Atmosphäre am Abend. Dann blüht Malaga förmlich auf. Die Flaniermeile "Paeso del Parque" füllt sich mit Menschen. Besucher sollten unbedingt einen der vielen Märkte besuchen. In einer eisernen Halle nahe der Plaza Arriola werden frische Meeresfrüchte und Obst von heimischen Plantagen verkauft. Malaga ist die Heimatstadt von Pablo Picasso. Allerdings findet man nur wenige Spuren des berühmtesten Sohnes in der Stadt. Lediglich im Museo Provincial de Bellas Artes sind einige wenige Jugendwerke des Künstlers zu finden.
Sevilla
Sevilla ist die Metropole des Flamencos und ein Muss für jeden Andalusien-Besucher. Tagsüber ist die Stadt voller Leben. Dann wird in den vielen Flamenco-Schulen geprobt, um am Abend in einer der vielen Vorführungen zu glänzen. Das pompöseste Bauwerk der Stadt ist der Palacio Español an der Plaza de España. Beeindruckend wirkt auch der 97 Meter hohe Turm der Kathedrale. Einen Ort zum Bummeln und Stöbern bieten die Straßenstände entlang des Mercado Jueves. Hier findet man garantiert das richtige Mitbringsel. Am Abend erwacht Sevilla erst richtig zum Leben. Überall finden Flamenco-Aufführungen statt, und an der Plaza San Salvador trifft man viele Künstler und Musiker, die ihr Können unter Beweis stellen.
Eine komplexe, vielseitige und exquisite Küche
Die Küche Andalusiens ist sehr vielfältig. Arabische Gewürze und iberische Saucen verfeinern landestypisches Fleisch und einheimischen Fisch. Wie überall in Spanien wird das Nationalgericht "Paella" auch in Andalusien mit Vorliebe serviert. Gourmetkenner meinen, die Reispfanne Andalusiens soll von der Küche und den Gewürzen Afrikas beeinflusst sein.
Die andalusische Küche bietet ebenfalls eine große Auswahl an Tapas. Beliebt sind luftgetrockneter Schweineschinken und frittierte Sardellen. In den Küstenorten stehen Fisch und Meeresfrüchte in allen Varianten auf der Speisekarte. Die gegrillten Sardellen "Boquerones fritos" sind ebenso eine Spezialität wie die Meeresfrüchtesuppe "Sopa de Mariscos".
Auch die Vorspeisen stehen ganz im Zeichen des Meeres. Urlauber sollten unbedingt die lecker zubereiteten Miesmuscheln "Mejillònes" oder die Fischsuppe "Sopa del Pescado" probieren. Am Abend wird in Andalusien ausgiebig gegessen. Dann kommen Fleisch und Fisch auf den Tisch. Als Hauptgang wird oft Kabeljau "Bacalao" oder Seezunge "Lenguado" serviert.
Einen festen Platz auf den andalusischen Speisekarten nehmen auch die Riesengarnelen "Langostinos" und die Garnelen "Gambas" ein. Ein typisches Fleischgericht Andalusiens ist der Braten "Asado". Vereinzelt werden auch Lamm "Codero" oder Hähnchen "Pollo" gegessen.
Die andalusischen Nachspeisen sind abhängig von der Region und fallen daher sehr unterschiedlich aus. In den Touristengebieten gehören frisches Obst und Eis dazu. In den ländlichen Gegenden ist das Dessert eher traditionell. Der Milchreis "Arroz con leche" mit Zitronen- und Orangenschale und der süße Karamell-Pudding "Flan" sind eine Sünde wert. Auch kalorienreiche Torten und die berühmten Cremespeisen "Natillas" werden mit Vorliebe serviert.
Wer es gesünder mag, sollte die hier in Südspanien angebauten Wassermelonen "Sandia" kosten. Sie sind gerade an heißen Sommertagen eine willkommene Erfrischung. Auch andere Obstsorten, wie zum Beispiel Erdbeeren oder Trauben, kommen frisch geerntet in die Regale.
Selbstverständlich muss jeder Besucher Andalusiens einmal einen Wein oder einen Sherry aus Jerez probiert haben. Empfehlenswert ist ein Besuch in den vielen Tapas-Bars von Jerez de la Frontera. Hier gibt es nicht nur den besten Wein und den besten Sherry Andalusiens, sondern auch die besten Tapas der Region. Der Sherry ist nicht nur ein beliebtes Getränk, er wird auch als Kochzutat sehr geschätzt. Leber in Sherry-Sauce ist eine Delikatesse in den Tapas-Bars der Altstadt von Jerez. Eine Köstlichkeit ist auch die Mandelmilch "Horchata".
Karneval, Ostern und Messen: Feste für jeden Geschmack
Carnaval
In Andalusien ist immer irgendwo etwas los. Das Gebiet feiert jährlich über 3.000 offizielle Feste. Ein Höhepunkt ist das Karnevalsfest im Februar. Zu Zeiten der Diktatur waren die Karnevalsfeiern übrigens verboten. Die größten und aufregendsten Feste finden in Cádiz statt. Hier feiern die Menschen eine Woche lang, Tag und Nacht und oft sogar über Aschermittwoch hinaus. Temperamentvolle Tänze, fantasievolle Kostüme und politische Satire bestimmen den spanischen Karneval. Besucher sollten in jedem Fall zu einem der großen Tanz-Bälle gehen. Den Startschuss für den Karneval am Samstag sollte man auch nicht verpassen. Dann wird die ganze Nacht hindurch auf den Straßen gefeiert. Nicht nur in Cádiz, auch in Malaga und in vielen Provinzdörfern und Städten Andalusien ist der Karneval imposant.
Ostern
Der zweite Höhepunkt des Jahres ist das Osterfest. Der ganze April wird von den Osterfeierlichkeiten bestimmt, die nach andalusischer Art gefeiert werden. In vielen Städten finden Prozessionen statt, die oftmals mehrere Stunden dauern. In den engen Gassen der Städte bekommen die Prozessionen ein ganz besonderes Flair. Heiligenfiguren aus den Kirchen werden durch die Straßen getragen, um an das Leiden Christi zu erinnern. In Malaga finden während der sechs Tage der Karwoche insgesamt 42 Prozessionen statt. Sie werden von den Bruderschaften der Stadt ausgerichtet, die es in Malaga bereits seit dem 16. Jahrhundert gibt. Während der traditionellen Prozession "El Rico" wird in Malaga auch heute noch durch Dekret des Königs ein Häftling begnadigt.
Feria de Abril
Zwei Wochen nach Ostern wird in Sevilla sieben Tage lang die "Feria de Abril", ein großes Folklorefest gefeiert. Es geht schon auf das Jahr 1864 zurück und legt das öffentliche Leben der Stadt fast völlig lahm. Im südlichen Viertel Los Remedios entsteht während dieser Zeit eine bunte Zeltstadt mit über 1.000 kleinen provisorischen Häuschen, den so genannten "Casetas". Daneben lockt ein Vergnügungspark mit dem bezeichnenden Namen "Calle del Infierno" (Höllenstrasse). Das Spektakel zieht alljährlich auch viele Touristen an.
Virgen del Carmen
Die Heilige Carmen ist Schutzpatronin der Seeleute. Am 16. Juli wird ihr Bild in vielen Prozessionen durch die Straßen getragen. In einigen Regionen, wie zum Beispiel in Sanlucar de Barrameda oder in Chiclana de la Frontera, wird das Heiligenbild direkt in das Meer getragen. Der Anblick ist für Besucher sehr ungewöhnlich. Die Träger stehen bis zum Hals im Wasser und tragen das Heiligenbild auf ihren Schultern.
Feria de Pedro Romero
Jedes Jahr im September steht Ronda im Zeichen des Stierkampfes. Das Fest ist dem aus Ronda stammenden Vater des Stierkampfes gewidmet. Der Abschlusstag wird zu Ehren des berühmten Malers Francisco de Goya gefeiert. Überall finden Feste und Stierkämpfe statt. Die 1785 erbaute Stierkampfarena ist die älteste Spaniens. Am letzten Tag tragen selbst die Zuschauer des Stierkampfes Kostüme im Stil der Epoche Goyas.