Die Hauptstadt mehrerer Königreiche
Unglaubliches Toledo
Wie der Name Kastilien ("Land der Burgen") schon sagt, gibt es in der Region enorm viele gut erhaltene Burgen, Festungen und Schlösser. Es war das Land von Helden und erbitterter Schlachten die Vorherrschaft des Christentums über den Islam in Europa. Man kann die Region mit seinen Tausenden von Monumenten heute getrost als historischen Kern Spaniens bezeichnen. Es ist wie ein Ausflug ins Mittelalter. Genauso logiert und speist man hier. Die wichtigste Kulturroute Europas - der Jakobsweg - führt außerdem auf mehr als 400 km durch die Provinzen Burgos, Léon und Palencia und lädt auf eine Reise ins Innere ein.
Die Gegend um Toledo ist seit der Zeit der Keltiberer besiedelt. Das belegen eine Reihe von Burgruinen. Ausserdem wurden am Cerro del Bú wichtige archäologische Funde des von einer Stadtmauer umgebenen Toledo gemacht, die im Museo de Santa Cruz in Toledo präsentiert werden. Im 2. Jahrhundert vor Chr. eroberten die Römer die Gegend, die sie dauerhaft romantisierten - bis im frühen 6. Jahrhundert die Westgoten Das damalige Toletum eroberten und sie bis ins 8 Jahrhundert zur Hauptstadt Ihres Reiches machten.
Im Jahr 712 eroberten die Mauren die Hauptstadt des Westgotenreiches und die Stadt erlebte eine Ihrer ihre Blütezeiten bis zur Eroberung durch Alfons VI. 1085.
In der Folge wurde der Erzbischof von Toledo (bis heute) Primas der katholischen Kirche Spaniens und war lange Zeit einer der mächtigsten Fürstbischöfe Spaniens.
Toledo wurde die Waffenschmiede des Reiches. Schon die Römer ließen hier ihre Waffen fertigen, während der Maurenherrschaft entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung und Kaiser Karl V. ließ dort seine Schwerter fertigen.
Begünstigt durch die Mehrsprachigkeit,d en Hochsprachen Hebräisch,Lateinisch und Arabisch, neben den Volkssprachen wurde Toledo im 12. und 13. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum für die Übersetzung arabischer Schriften ins Lateinische und spielte dadurch eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Philosophie und Wissenschaft in Europa.
Bis 1561 blieb Toledo die Hauptstadt Spaniens bis sie von Madrid abgelöst wurde und sie war bis dahin war das Zentrum der spanisch-kastilischen Kultur.
So lebte der Maler El Greco von 1577 bis zu seinem Tod 1614 in Toledo und schuf hier zahlreiche Werke.
Tausend und eine Sehenswürdigkeiten.
Über die Jahrhunderte und verschiedenen Stilepochen haben sich viele Sehenswürdigkeiten alleine in der relativ kleinen Altstadt angehäuft:
Arco de la Sangre
Jeder Besucher der in die Altstadt Toledos geht, kommt durch den Arco de la Sangre. Er war wahrscheinlich einzige Zugang der einstigen inneren arabischen Stadtmauer aus dem 10. Jahrhundert. Er wäre im Bürgerkrieg beinahe vollkommen zerstört orden, konnte aber 1945 restauriert werden. Hinter dem Bogen, bekannt aus Cervantes Don Quijote, befindet sich der Alcazar.
Alcázar
Der Alcázar von Toledo ist eine auf Felsen errichtete Festung in der Oberstadt Toledos, die aus einer römischen Anlage hervorgegangen ist un die die gesamte Stadt dominiert. Der Alcázar wurde im Mittelalter mehrfach renoviert. Die heutige Anlage geht auf einen Plan aus dem Jahr 1537 während der Regierungszeit Karls I. zurück. Schon 1710 während des Erbfolgekrieges wurde diese Anlage durch Flammen vernichtet, danach wieder aufgebaut. Der Bau ist ein gutes Beispiel für den Desornamentado-Stil der Spätrenaissance. Während des spanischen Bürgerkrieges wurde der Alcázar durch die Belagerung weitgehend zerstört, aber entsprechend seinem früheren Aussehen rekonstruiert.
Puerta Vieja de Bisagra
Das Stadttor von Alfons VI., eher als Puerta Vieja de Bisagra bekannt, ist der einzige Überrest der arabischen Stadtmauer. Es bildete den Hauptzugang zur Stadt, ist maurischen Ursprungs und stammt aus dem 9. Jahrhundert. Die Struktur der Vorderseite ist nahezu im Originalzustand erhalten, denn mit der Öffnung des neuen Stadttors Puerta de Bisagra zu Zeiten Karls V. war sie viele Jahre zugemauert. Der mittlere und höhere der drei Hufeisenbögen der Fassade beherbergt einen weiteren Hufeisenbogen mit Sturz. Die seitlichen Bögen sind Spitzbögen.
San Servando
Als die Goten Mitte des 6. Jahrhunderts Spanien eroberten, machten sie Toledo zur Hauptstadt ihres Reiches. An diese Zeit erinnert heute die Festung von San Servando. Ursprünglich war sie ein den Heiligen Servando und Germano gewidmetes Kloster, das 1088 auf Befahl Alfons VI. auf den Ruinen einer maurischen Burg errichtetwurde. Als Folge der Reconquista wurde das Kloster im 11. Jahrhundert umgebaut, um das christliche Königreich von möglichen maurischen Angriffen über die Alcántara-Brücke zu verteidigen.
Sie steht gegenüber der Alcántara-Brücke. Es handelt sich um eines der besten Werke der militärischen Mudejar-Architektur Spaniens. Die Türme sind rund und zinnenförmig, mit Hufeisenbögen. Heute ist die Burg restauriert und dient als Studentenwohnheim
Iglesia San Sebastián
Die Iglesia San Sebastián im toledanischen Mudejar-Stil aus dem 10. und 11. Jahrhundert wurde wahrscheinlich auf den Resten der Moschee "Bab-al-Dabbagin" errichtet, welche wiederum über einer westgotischen Kirche erbaut worden war. Sie ist eine der ältesten Kirchen Toledos.
Iglesia Santa Eulalia
Die Kirche Santa Eulalia gehört eher zu den unbekannten Kirchen Toledos. Sie war eine mozarabische Pfarrkirche. Bei Restaurierungsarbeiten im Inneren wurden romanische Fresken und westgotische Kapitelle entdeckt
Mezquita del Cristo de la Luz
Die Mezquita del Cristo de la Luz aus dem 10. Jahrhundert ist hervorragend erhalten. Sie wurde nach einer Inschrift in ihrer Fassade um 1000 errichtet Wahrscheinlich schon kurz nach der Eroberung Toledos durch Alfons VI. im Jahr 1085 wurde der Moscheebau in eine Kirche umgewandelt. Sie war mit ihren neun Kuppeln, die sich über vier monolithische Säulen, die wahrscheinlich ebenso wie ihre Kapitellen aus einem römischen oder westgotischen Gebäudes stammen erheben, zweifellos von der großen Moschee von Cordoba beeinflußt. Ihr Name der geht auf eine Legende zurück, der zufolge König Alfons VI. nach der Wiedereroberung Toledos in den Mauern der Moschee eine hölzerne Christusfigur neben einer brennenden Kerze gefunden habe, die die ganze Zeit der 373 Jahre währenden islamischen Herrschaft über Toledo gebrannt haben soll.
Catedral de Santa María de la Asunción de Toledo
Die Kathedrale von Toledo Catedral de Santa María de la Asunción de Toledo ist ein Hauptwerk der spanischen Gotik. Die Kirche wurde ab 1227 über einer alte westgotischen Kirche, die zuvor von den Mauren in eine Mosche umgewandelt worden war, errichtet. Die monumentale und charkteristische Fassade wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts abgeschlossen, der 90 Meter hohe Nordturm wurde Mitte des 15. Jahrhunderts abgeschlossen. Seine Spitze, die eine in der Höhe gestaffelte dreifachen Dornenkrone trägt hat dem Turm besondere Berühmtheit eingebracht. Die Kathedrale wurde nach dm Vorbild der Kathedrale von Bourges gebaut. Sie besitzt einen riesigen geschnitzten Hauptaltar, dessen ungeheuere Ausdehnung den gesamten Chor des Mittelschiffes einnimmt.
Sinagoga de Santa Maria la Blanca
Die ehemalige Synagoge Ibn Shushan, heute Santa María la Blanca wurde im 12. Jahrhundert erbaut, als viele Juden in Toledo lebten. Ihre Synagogen war von der maurischen Kunst beeinflusst. Nach einer Inschrift wurde die Synagoge 1180 erbaut und ab 1405 als katholische Kirche genutzt, die dem Calatravaorden übergeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt erhielt sie den heutigen Namen, la Blanca "die Weiße".
Sinagoga de El Tránsito
Die Sinagoga de El Tránsito befindet sich im ehemanigen Judenviertel. Sie wurde vom Schatzmeisters von Peter I. von Kastilien, der sie 1356/57 erbauen ließ, auch als Synagoge Samuel ha-Levi bezeichnet. Sie wurde nach der Vertreibung der Juden im späten 15. Jahrhundert zu einem Tempel des christlichen Alcantara-Ordens. Seit 1964 befindet sich in der ehemaligen Synagoge das Museo Sefardí, ein Museum zur Geschichte der Juden in Spanien.
Puente de San Martín
Die Puente de San Martín wurde im späten 14. Jahrhundert vom Erzbischof Pedro Tenorio als westlicher Zugang zu Toledo errichtet und diente als Ergänzung zur älteren, östlich gelegenen Puente de Alcántara. Beide Seiten der Brücke waren mit Türmen stark befestigt, von denen der neuere aus dem 16. Jahrhundert stammt. Die Brücke überspannt den Tajo in fünf Bögen, wobei der größte in der Mitte eine eindrucksvolle Spannweite von 40,0 m besitzt.Nur sehr wenige Bogenbrücken in der Welt hatten bis dato diese Marke erreicht.
San Juan de los Reyes
Das Franziskaner-Kloster und die Kirche Iglesia de San Juan de los Reyes, beide in isabellinisch-gotischem Stil gehalten, wurden im 15. Jahrhundert von den Katholischen Königen als Dank für den Sieg über die Portugiesen gestiftet, und diente als Begräbnisstätte für die spanischen Könige. Der Bau der Kirche zog sich bis Anfang des 17. Jahrhunderts hin und stellt eine Mischung aus spätgotischem und Mudejar-Stil dar. Das aus Granit geschaffene Bauwerk wirkt mit seinen Pinakeltürmchen und der steinernen Balustrade, die das Gebäude und die achteckige Laternenkuppel abschließt, relativ streng und klar. Der zweistöckige Kreuzgang des Klosters ist von außergewöhnlicher Schönheit.
Altes Spital von Santa Cruz
Das alte Spital von Santa Cruz, gegründet im späten 16. Jahrhundert von Kardinal Mendoza, hat die Form eines griechischen Kreuzes mit 4 Innenhöfen und einem schönen zweistöckigen Kreuzgang. Sehenswert sind vor allem die Treppe des Architekten Covarrubias, die platereske Fassade mit dem Haupteingang. Es dient heute dient heute als Museum für Kunst und Archäologie.
Santo Domingo el Antiguo
Die Ursprünge dieses Kirche gehen auf das 11. Jahrhundert zurückweiche im 16. Jahrhundert im manieristischen Stil umbebaut wurde. Die einschiffige Kirche steht auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. Hier liegt El Greco begraben und im Hochaltar sind mehrerer Gemälde von ihm erhalten.
Puerta Nueva de la Bisagra
Ursprünglich handelte es sich um einen maurischen Bau, der im 16. Jh. von Alonso de Covarrubias im Renaissance-Stil umgestaltet wurde. Das Tor setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Der der Stadt zugewandte Teil weist einen Rundbogen auf, der von zwei quadratischen Festungstürmen flankiert wird. Diese werden von Dächern und dem Wappen Karls V. geschmückt. Der nach außen weisende Teil besteht aus einem Bogen mit dem Stadtwappen, an dessen Seiten sich zwei Rundtürme erheben.
San Juan de los Jesuitas
Aus dem Barock stammt die Kirche San Juan de los Jesuitas. Ihre Bauzeit betrug mehr als ein Jahrhundert. Sie wurde 1629 begonnen und 1765 beendet. Die Jesuiten konnten sie nicht lange nützten, da sie von König Carlos III nach dem Madrider Hutaufstand aus Spanien ausgewiesen wurden aus. Die sehr helle Kirche steht auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. In ihr finden sich zwei bedeutende barocke Retablen.
Museo del Greco
Neben verschiedenen anderen Museen sei besonders das Museo del Greco erwähnt. Es wurde 1911 eingeweiht und befindet sich im Judenviertel von Toledo. Das Museum besteht aus zwei Gebäuden: einem Haus mit Innenhof aus dem 16. Jahrhundert und einem Anbau vom Beginn des 20. Jahrhunderts, mit einem gemeinsamen Garten. Im Inneren werden zahlreiche Werke von El Greco ausgestellt, vor allem aus der letzten Phase dieses genialen Malers, sowie Bilder von anderen spanischen Malern aus dem 17. Jahrhundert, Möbel aus derselben Zeit und Keramik aus Talavera de la Reina.
Küche mit der Tradition von drei Kulturen
Rebhühner und Rothühner gehören zu den aufsehenerregendsten Gaumenfreuden der traditionellen toledanischen Küche. Weitere typische Gerichte sind gekochtes oder gebratenes Lamm, Cordero asado beziehungsweise Cuchifrito, sowie das Kartoffel-Omelette Tortilla a la Magra.
Der Pisto manchego ist ein einfacher, schmackhafter Gemüseeintopf, ähnlich der Ratatoille mit Tomate, scharfer Paprika, Zucchini und anderem saisonalen, frischen Gemüse. Fast schon ein kastilisches Nationalgericht. Er wird kalt oder warm genossen.
Gazpachos manchegos sind ein traditionelle Hirten Eintopf, auf Brotfladen und mit Wildgefügelragout. Wird in der Wintersaison zubereitet und ist nicht zu verwechseln mit dem andalusischen Gazpacho.
Asadillo de pimientos rojos – Geröstete, rote Paprika, pikant mariniert.
Als Migas wird ein traditionelles Hirtengericht aus trockenen Brotresten, kräftiger Fleischbrühe und eventuell Gemüse und Schinken.
Gachas manchegas ist eine Weizenmehl-Grütze mit Speck oder anderen Schweinefleischteilen.
Perdices escabechadas sind die Spezialität Toledos überhaupt: Mariniertes Rothuhn aus der Umgebung. Auch gerne als perdiz con pochas – Rothuhn mit geschmorten Bohnen.
Vor allem zwei Produkte aber sind es, die die Küche Toledos international bekannt gemacht haben: Queso Manchego, ein lange gereifter und sehr harter Käse aus Schafsmilch, Kuhmilch oder gemischt, und der toledanische Marzipan, der hier in ausgezeichneter Qualität hergestellt und in viele Länder als Spezialität exportiert wird.
Eine weitere Spezialität der ganzen Gegend Kastiliens ist, vor allem aber um Toledo ist der Safran, dem hier ein eigens Fest im November geidmet ist.
Auch die Weine der Region, D.O.C. La Mancha sowie Mentrida, genießen sehr guten Ruf und man sollte diese kräftigen Tropfen unbedingt probieren.
Feste und Feiertage
Die Feiertage sind im Großen und Ganzen die gleichen wie in ganz Spanien. Die traditionellen Feste meist von religiöser Bedeutung.
01. Januar - Neujahrstag
06. Januar - Heilige drei Könige
19. März - St. Josef
Márz/ April - Ostern
01. Mai - Tag der Arbeit
31. Mai - Día de la Región Castilla-La Mancha
Mai/ Juni - Pfingsten und Fronleichnam
15. August - Mariä Himmelfahrt
12. Oktober - Nationalfeiertag Spanien
01. November - Allerheiligen
06. Dezember - Tag der Verfassung
08. Dezember - Mariä Empfängnis
25. Dezember - Weihnachten
Wie überall in Spanien wird auch in Toledo der Karneval als ein ausgelassenes Fest in den Straßen gefeiert, dem dann bald nach der Fastenzeit die Semana Santa folgt, die man sich, wenn man die Gelegenheit hat, auf keinen Fall entgehen lassen sollte
Corpus Christi, Fronleichnam, mit seiner Prozession, bei der die großartige Monstranz aus dem 16. Jahrhundert aus der Kathedrale geführt wird, ist das wohl bekannteste Fest während des ganzen Jahres in Toledo. Ebenfalls im Mai findet die populäre Romería de la Virgen del Valle, eine Wallfahrt, statt.
Zu den beliebtesten und interessantesten Festlichkeiten in der Provinz zählen die Fiesta del Olivo, das Oliven-Fest, am letzten Sonntag im April in der Ortschaft Mora de Toledo, und das Fest von San Isidro in Talavera, vom 15. bis 18. Mai, mit Prozessionen und Tanzveranstaltungen. Und auch die Fiestas de Danzantes y Pecados in der Ortschaft Camuñas geht auf uralte Traditionen zurück.
Mitte Juni wird in Polan die fröhliche Fiesta de la Amistad gefeiert, und im November gibt es in Consuegra die Fiesta de la Rosa de Azafrán, die alljährlich zahlreiche Besucher aus der Umgebung anlockt.
Neben diesen traditionellen Festen gibt es in Toledo noch einige interessante kulturelle Veranstaltungen im Sommer wie das Jazz Festival, die Jornadas Europeas de la Cultura Judía mit denen an die Kultur der Juden in Toledo erinnert wird, oder das Musikfestival der drei Kulturen, Música de las Tres Culturas. Im Oktober findet Feria de Artesanía, die Kunsthandwerkermesse in den Straßen der Altstadt statt.