Umgeben von uralten Mauern
Stadt einer Heiligen
Eine Stadtmauer aus Granit, 2.557 Meter lang. Bis zu 12 Meter hoch und drei Meter dick. 88 Wehrtürme mit neun Stadttoren, rau, wehrhaft und trutzig, so präsentiert sich die Stadt Ávila. Und dies alles wurde in einer relativ kurzen Zeit zwischen 1090 und 1099 aus dem Boden gestampft.
Ávila, "tierra de cantos y santos" , Stadt der Gesänge und Heiligen, ist Bischofssitz und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz der Autonomen Region Kastilien-León. Die Altstadt liegt erhöht auf einem Hügel und ist von der Neustadt durch den Fluss Adaja getrennt. Ávila ist die höchstgelegenste Provinzhauptstadt Spaniens. Ávila ist seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe. Berühmteste Tochter der Stadt ist die spanische Nationalheilige, Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa de Ávila.
Mystisch ist die gesamte Anlage. Ávila ist eine sehr alte Stadt. Funde von stierähnlichen Statuen deuten darauf hin, dass die Gegend schon von den Keltiberern besiedelt wurde. Später folgten die Römer, die Goten und schließlich die Mauren. Jahrhundertelang war das Gebiet zwischen den Flüssen Duero im Norden und Tajo im Süden ein hart umstrittenes Niemandsland bis es schließlich unter der Herrschaft von Alfonso VI. unter kastilische Herrschaft kam. Wenige Jahre später begann die systematische Sicherung der Stadt und die Ansiedlung neuer Bewohner in der fast menschenleeren nördlichen Meseta. Die Lage im umkämpften Grenzland zwischen moslemischer und christlicher Welt verhinderte zunächst eine wirtschaftliche Blüte, die erst ab dem 15. Jahrhundert einsetzen konnte, als sich die Kämpfe weiter nach Süden verlagerten und die Araber schließlich 1492 ganz aus Spanien vertrieben wurden. Im 16. Jahrhundert erlebte die Stadt ihre Blütezeit. Die Pest, die Vertreibung der Morisken, d. h. der getauften Mauren, die Auswanderung nach Amerika und die Abwanderung des Adels nach Madrid bewirkten Ávilas Verfall, von dem sich die Stadt seit dem 19. Jahrhundert nur langsam erholt hat.
Wie der Name Kastilien -"Land der Burgen"- schon sagt, gibt es in der Region enorm viele gut erhaltene Burgen, Festungen und Schlösser. Es war das Land von Helden und erbitterter Schlachten die Vorherrschaft des Christentums über den Islam in Europa. Man kann die Region mit seinen Tausenden von Monumenten heute getrost als historischen Kern Spaniens bezeichnen. Es ist wie ein Ausflug ins Mittelalter. Genauso logiert und speist man hier. Die wichtigste Kulturroute Europas – der Jakobsweg – führt außerdem auf mehr als 400 km durch mehrere Provinzen und lädt ein auf eine Reise ins Innere. Auch der größte Nationalpark Spaniens befindet sich in Kastilien-Léon sowie der einzige Gletschersee.
Heute leben in der Stadt leben etwa 60.000 Einwohner. Sie liegt rund 110 km nordwestlich von Madrid am Fluss Adaja. Zusammen mit Toledo und Segovia gehört sie zu den drei historischen Metropolen in der Umgebung der spanischen Hauptstadt und ist seit 1985 Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Klima in der Region ist kontinental geprägt: in Ávila sind die Winter sind kalt und die Sommer kurz und heiß.
Die Anreise nach Ávila erfolgt am besten über den Flughafen Madrid Barajas und von dort aus weiter mit der Bahn, dem Bus oder dem Mietwagen.
Kirchen und Kultur in traumhafter Umgebung
Die Liste der Sehenswürdigkeiten der Stadt Ávila ist lang. Zu lang. Hier ein kleiner Ausschnitt:
Mittelalterliche Stadtmauer
Die zinnenbewehrte Stadtmauer Ávilas, die auch begangen werden kann, ist Spaniens am besten erhaltene Stadtmauer. Sie ist 2.557 Meter lang, bis zu 12 Meter hoch und drei Meter dick. Sie umfasst nahezu ein Rechrecht von etwa 900 x 450 Metern. Sie hat 88 Wehrtürme mit neun Stadttoren, und wurde in einer relativ kurzen Zeit zwischen 1090 und 1099 erbaut. Der ummauerte Bereich ist mittelalterlichen Ursprungs. Abgesehen von ihrer Verteidigungsfunktion diente die Stadtmauer der Kontrolle des Warenaustauschs und dem Schutz der Stadt vor der Einschleppung möglicher Epidemien. Von den neun Stadttoren ist die Puerta del Alcázar das spektakulärste. 1884 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Am besten kann man sie an den Cuatro Postes (Vier Säulen) an der Straße nach Salamanca betrachten.
Catedral del Salvador
Die Kathedrale steht am Ostrand der Altstadt. Der Bau wurde im romanischen Stil 1091 begonnen und im 14. Jahrhundert vollendet. Sie ist eine der ersten gotischen Kathedralen Kastiliens und ist Teil der Befestigungsanlagen - Apsis und Chorpartien sind in den Mauergürtel der Altstadt integriert - und beispielhaft für religiöse und militärische Architektur. Von außen wirkt die Kirche streng, die Farbe des Steins und die Kunstschätze im Inneren heben diesen Eindruck jedoch auf. Sehenswert sind der Trascoro im Platereskenstil mit seiner reichen Barockornamentik und 76 Chorstühlen, die beiden Kanzeln und das Grabmal von El Tostado. Besonders schön sind das achtteilige Rippengewölbe der Sakristei und der gotische Kreuzgang. Sie hat zwei Zugänge: das Hauptportal mit den Türmen und die Portada de los Apóstoles an einer der Seitenfassaden. Unbedingt besuchen: das Museó de la Catedral, die Sakristei.
San Andrés
Die Kirche San Andrés gilt als das älteste romanische Kirchengebäude der Stadt. Die Kirche wurde vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts - gleichzeitig mit dem Bau der Stadtmauer von Ávila - errichtet. San Andrés liegt nördlich der Stadtmauer im ehemaligen Viertel der Maurer und Steinmetze. 1923 wurde die dem Apostel Andreas geweihte Kirche zum Nationalen Baudenkmal erklärt. 1985 wurden die Altstadt von Ávila und ihre außerhalb der Stadtmauer gelegenen Kirchen in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Kloster San José
Dieses Kloster aus dem Jahre 1562 ist die erste Stiftung der Heiligen Teresa, die von bedeutenden Persönlichkeiten fertiggestellt wurde. Besonders interessant ist die Guillamas-Kapelle, in der sich die Sarkophage der Mitglieder dieser Familie befinden. Das Kloster beherbergt das Teresianische Museum der Barfüßer-Karmeliterinnen. Im Jahre 1968 wurde der Bau zum Nationalen Baudenkmal erklärt.
Convento de Santa Teresa
Dieses Kloster wurde an der Stelle des Geburtshauses der Heiligen Teresa von Ávila errichtet und 1636 eingeweiht. Besonders hervorzuheben sind die barocke Fassade und die wundervollen Skulpturen des Meisters Gregorio Fernández in den Seitenschiffen des Kircheninnern mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes.
Basílica de San Vicente
Diese große Basilika steht vermutlich an der Hinrichtungsstelle des hl. Vinzenz und seiner Schwestern (4. Jh.). Trotz ihres romanischen Stils sind die Gewölbe gotisch, denn die Bauzeit dauerte vom 12. bis zum 14. Jh. Die durch ihre Natürlichkeit überraschenden Säulenstatuen des Hauptportals sind ein Kunstwerk für sich. Das Grab der heiligen Märtyrer unter dem Vierungsturm ist ein Meisterwerk aus dem ausgehenden 12. Jh. Der eigenartig anmutende Baldachin wird dem Meister des Portals zugeschrieben.
Real Monasterio de Santo Tomás de Ávila
Das Ende des 15. Jh. gegründete Dominikanerkloster, königliches Kloster Santo Tomás, vom Ende des 15. Jahrhunderts war Sommerresidenz der katholischen Könige und Universitätssitz. Die einschiffige Kirche mit zwei Emporen birgt den Alabastersarkophag des Infanten Don Juan. Über die Kreuzgänge, den einfach gehaltenen Novizenkreuzgang, den kleinen Kreuzgang des Schweigens und den majestätischen Kreuzgang der Könige gelangt man zu den Emporen des Chors und des Hauptaltars, von wo aus man Pedro Berruguetes Meisterwerk, den Retabel des hl. Thomas von Aquin, aus der Nähe bewundern kann.
San Pedro
Diese schöne Kirche liegt außerhalb der Stadtmauern an der weiten Plaza Santa Teresa. Das Kreuzrippengewölbe und die zarte Fensterrose der Fassade lassen in der im romanischen Stil gehaltenen Kirche bereits die aufkommende Gotik erkennen. Ein durchfensterter Vierungsturm erhellt das Querschiff.
Palacio de los Dávila
Der Palast setzt sich aus vier Herrschaftshäusern zusammen. Die wappengeschmückten Fassaden von zwei gotischen Gebäuden aus dem 14 Jh. erheben sich an der Plaza Dávila, die beiden anderen, die zum bischöflichen Palast gehören, liegen an der Plaza del Rastro.
Mansión de los Velada
Das Herrenhaus der Familie Velada ist ein Renaissance-Palast aus dem 16. Jahrhundert. Teilweise im Mudéjarstil erbaut ist es heute ein Hotel. Der Innenhof kann besichtigt werden.
Speisen wie im Mitelalter
Wie keine andere Region findet man Kastilien-León drei Charaktereigenschaften Stolz, Wehmut und eine fast mystische Religiosität. Weite Landschaften, Licht, Stille und Einsamkeit... im Winter ist es hier bitterkalt, im Sommer glühend heiß. All das findet sich in der Gastronomie des Landes wieder.
Am Anfang mag das Essen derb und einfach erscheinen. Doch wer sich darauf einlässt wird überrascht. Alles ist sehr schmackhaft und reichhaltig. Beim Essen wird Gesellschaft gepflegt - alles wird im Großen serviert. Große Fleischplatten und Wurstwaren, fantastische Eintöpfe, die das wiedergeben, was die Erde hergibt.
In der kastilischen Küchentradition und in zahlreichen Kochrezepten aus Kastilien-León verschmelzen jüdische, arabische und christliche Elemente zu einer Küche, die erst in den vergangenen Jahrzehnten wieder ihre verdiente Anerkennung gefunden hat. Alle drei Kulturen pflegten in ihren Küchen die Tradition der Eintöpfe, die sich im Wesentlichen nur in der Verwendung der Fleischarten unterschieden:
Die Christen verwendeten hauptsächlich Schwein, Araber und Juden aus religiösen Gründen Lammfleisch. Die berühmten Eintöpfe aus Kastilien, "olla podrida" und "cocido" finden auf der zentralspanischen Hochebene ihren Ursprung. Fleisch ist auf kastilischen Speisekarten bis heute nicht weg zu denken meist nur von ein wenig grünem Salat begleitet. Da noch immer vornehmlich Schafe das kastilische Landschaftsbild prägen, kommt auch deren Fleisch neben dem Schwein auf den Teller.
Die Geschichte Kastiliens ist allgegenwärtig, und das bekommt man in vielen der rustikalen Restaurants und Asadores zu spüren.
Auch Wild und Pilze spielen hier im Herbst und Winter eine wichtige Rolle, und auf jeden Fall sollten Freunde guter Küche folgende kastilische Spezialitäten, die fast schon Nationalgerichte der Küche in Kastilien-León sind, probieren: "Cocido maragato" (Eintopf mit bestimmter Speisefolge), "Cordero asado" (Lammbraten), Spanferkelbraten frisch aus dem Holzofen und unglaublich zart,
Patatas a la importancia ein herzhaftes Kartoffelgericht.
Eine besondere Spezialität in Ávila ist das: Chuletón de Ávila
Es ist ein Rindersteak einer spanischen Rinderrasse: Raza Avileña-Negra ibérica. Das große Stück wird über Holz oder Kohle gegrillt und kommt auf den Punkt auf den Punkt gegart auf den Tisch. Es wird wenig gewürzt und auf einem Holzbrett - dem "palo" - mit Kartoffeln oder Salat serviert.
Eine ander Spezialität aus Ávila sind die Bohnen des Barco de Ávila mit beschränkter Herkunfstbezeichnung
Mit der gleichen Sorgfalt werden die Süßspeisen hergestellt, deren Rezeptur häufig auf eine alte Tradition der ehemaligen Klöster zurückführt, und deren Namen sie in vielen Fällen übernommen haben: Lazos de San Guillermo - Blätterteigschlingen, Yemas de Santa Teresa, ein Eigelb-Zucker-Konfekt, oder Gebäck wie Toscas de la Virgen, Bizcochos de San Lorenzo, Virutas de San José, Ponche Segoviano, eine Marzipan-Biskuittorte,die in vielen Fällen den kleinen Hunger stillen oder zum Proviant der Pilgerer auf dem Jakobsweg gehören.
Feste voller religiöser Inbrunst und Feste der Stadtheiligen
Neben den normalen spanischen Feiertagen...
1. Januar - Neujahr (Año Nuevo)
6. Januar - Heilige Drei Könige (Dia de Reyes)
Februar/März - Karneval
März/April - Gründonnerstag bis Ostersonntag (Semana Santa)
1. Mai - Tag der Arbeit (Día del Trabajo)
15. August - Mariä Himmelfahrt (Asunción de la Virgen)
12. Oktober - Spanischer Nationalfeiertag (Día de la Hispanidad)
1. November - Allerheiligen (Todos los Santos)
6. Dezember - Tag der Verfassung (Día de la Constitución)
8. Dezember - Tag der Unbefleckten Empfängnis (Purísima Concepción)
25. Dezember - Weihnachten (Navidad)
... gibt es eben noch die ortstypischen Feiern:
Eigentlich eröffnet der Karneval den Kalender der Feste und Feierlichkeiten in Ávila. Doch die Karwoche zählt zu den prächtigsten und emotionsgeladensten Veranstaltungen in Spanien und so auch in Ávila. Sie ist auch hier eines der wichtigsten religiösen Feste.
Die Semana Santa von Ávila, in der die 12 Bruderschaften der Stadt in 15 Prozessionen durch die Stadt ziehen, wurde 2005 zum Fest von nationalem und touristischen Interesse erklärt.
Im Juni findet in den Straßen Ávilas die Ronda de las Leyendas statt. Kleine Theatergruppen spielen und erzählen die mittelalterlichen Legenden der Stadt dort, wo sie ehemals passierten. Das Publikum begleitet die kleinen Truppen durch die Stadt zu den unterschiedlichen Orten. Das ganze dauert etwa 90 Minuten.
Am ersten Septemberwochenende verwandelt ein großer Mittelaltermarkt die gesamte Stadt in eine gewaltige Theaterbühne, auf der die Bewohner mitwirken; zahlreiche unterschiedliche Musikveranstaltungen, Stierkampf und andere jahrhundertealte Fiestas bereichern den Aufenthalt eines jeden Besuchers der Stadt.
Ausser den Festen in der Hauptstadt der Provinz gibt es über das Jahr verteilt in den umgebenden Ortschaften Feste die erwähnt werden sollten:
5. und 11 Februar: El Vítor a San Pedro Bautista in San Esteban del Valle, mit dem dem Martyrium San Pedro Bautistas in Nagasaki 1597, und der Ankunft seiner Reliquien in seinem Heimatort gedacht wird.
Die Romería del Cristo de la Luz in Lanzahíta und die Romería a Nuestra Señora de Chilla in Candeleda.
sind farbenfrohe Feste und Tage voller eigenem Reiz, die die Festtage Ávilas vervollständigen.