Como
Eine Stadt mit malerischer Lage am See
Die alte Seidenmetropole
Como ist eine Stadt mit rund 84.000 Einwohnern in der Lombardei und Hauptort der Provinz Como. Die Stadt liegt 45 Kilometer nördlich von Mailand, am gleichnamigen See und an der Grenze zur Schweiz. Como ist die größte Stadt der schweizerisch-italienischen Metropolregion Tessin, die insgesamt mehr als 500.000 Einwohner hat.
Die Geografie Comos wird dominiert von den Alpen und dem Comer See. Como hat selbst im Hochsommer meist ein angenehmes Wetter, weil starke Fallwinde den Ort kühlen.
Das Gebiet auf den Hügeln südlich des Comer Sees wies seit dem 10. Jahrhundert v. Chr. eine dichte dörfliche Besiedlung auf. Nach einer Blütephase im 5. Jahrhundert v. Chr. kam es nach den Einfällen der Kelten zu einem Niedergang. Gaius Iulius Caesar siedelte dann 59 v. Chr. in der bereits von Römern bewohnten Stadt 5.000 weitere Kolonisten, darunter 500 angesehene Griechen, an. Caesars verlieh 49 v. Chr. den Einwohnern von Como zusammen mit jenen der übrigen Gemeinden der Gallia Transpadana das römische Bürgerrecht.
Der Ort war wohlhabend; er hatte eine wichtige Eisenindustrie, und die Ufer des Sees waren mit Villen übersät. Como war der Geburtsort sowohl Plinius des Älteren als auch Plinius des Jüngeren. Letzterer gründete hier Bäder und eine Bibliothek. Im späten Kaiserreich wurde Como als starke Festung betrachtet. Noch heute zeigt die Stadt den planimetrischen Grundriss des römischen castrum. Reste der römischen Umfassungsmauer verlaufen unterirdisch parallel zu den noch sichtbaren mittelalterlichen Stadtmauern.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts brach zwischen Como und Mailand Krieg aus, und nach zehn Jahren wurde Como eingenommen und seine Befestigungen wurden 1127 geschleift. 1154 zog es aus der Ankunft Friedrich Barbarossas Vorteil und blieb ihm während des ganzen Krieges mit dem Lombardenbund treu. Im Jahre 1169 verwüstete Como die Isola Comacina, die von Mailand gegen Como befestigt worden war. 1183 erhielt Como im Konstanzer Frieden wie alle lombardischen Kommunen die Unabhängigkeit. Im 13. Jahrhundert wurde Como Zeuge der erbitterten Kämpfe zwischen den Guelfen und den Ghibellinen. Nach häufigen Kämpfen mit Mailand fiel Como von 1335 bis 1447 unter die Macht der Visconti. Nach einer kurzen Zeit der Unabhängigkeit als unterwarf sich Como 1450 dem Herzog von Mailand. In der weiteren sehr wechselhaften Geschichte wechselte häufig seine Zugehörigkeit. In der napoleonischen Ära war es die Hauptstadt des Départements Largo und die Seidenindustrie und die Lage am Eingang der Alpenpässe verliehen der Stadt einige Bedeutung.
Comos Wirtschaftsleben basiert heute hauptsächlich auf Tourismus und Industrie - Pensionen und Hotels werden dem Reisenden zu jeder Jahreszeit und in allen Preiskategorien angeboten - und die Stadt besitzt immer noch eine weltbekannte Seiden-Manufaktur.
Die Stadt liegt direkt an der Grenze zur Schweiz. Unmittelbar nördlich von Como geht die A9, die Autostrada dei Laghi, deren Ausfahrt Como-Nord als "ultima uscita per l’Italia" beschildert ist, hinter dem Grenzübergang Brogeda als schweizerische A2 weiter.
Como besitzt drei Haupt- und mehrere kleinere Bahnhöfe. Im von der RFI betriebenen Durchgangsbahnhof San Giovanni halten nebst Regional- und S-Bahn-Zügen der TILO (in die Schweiz) und Trenord (nach Mailand) auch die Fernverkehrszüge Basel SBB/Zürich Hauptbahnhof–Milano Centrale. ?Im Stadtzentrum befindet sich der Kopfbahnhof Como Lago, der Endpunkt der Ferrovienord. Der drittgrößte Bahnhof der Stadt, Albate-Camerlata, liegt an der Verzweigung der Bahnstrecke Chiasso–Milano und der Strecke nach Lecco. Er ist Endpunkt der grenzüberschreitenden S10 der S-Bahn Tessin aus Biasca.
Die nächstgelegenen Flughäfen sind Mailand-Malpensa, Bergamo-Orio, und - in der Schweiz - Lugano-Agno, alle sind in etwa einer Stunde erreichbar.
Von Natur und Geschichte gesegnet
Obwohl bereits die Römer Como sehr zu schätzen wussten, sind aus ihrer Zeit kaum Zeugnisse geblieben. Die meisten Bauwerke stammen aus den Zeiten danach, ab der Romanik.
Stadtmauer
Die Antike Stadtmauer der Stadt Como stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist mit ihren Wachtürmen stellenweise noch sehr gut erhalten. Erbaut wurde sie im Auftrag von Kaiser Friedrich Barbarossa als Schutz im 10 Jahre dauernden Krieg gegen Mailand.
Dom
Der Dom zu Como wurde erst 1396 begonnen, die Fassade stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eigentlich schon zur Zeit Renaissance konstruiert, trägt die Fassade noch gotische Züge. Das liegt unter anderem daran, dass Norditalien in viel höherem Maße unter dem deutschen Einfluss und dem der nördlichen Reiche stand, in denen die Architektur der neuen Zeit noch keinen Fuß gefasst hatte.
Zu beiden Seiten des Hauptportals sind, ungewöhnlich genug für eine christliche Kirche, zwei heidnische Schriftsteller verewigt: Plinius der Ältere und Plinius der Jüngere, die beide im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert in Como geboren wurden. Damit wurde zur Zeit des italienischen Humanismus den beiden römischen Literaten und Naturkundlern ein Denkmal gesetzt und gleichzeitig das Ende des "dunklen" Mittelalters betont, indem man ausgerechnet an der Fassade der Stadtkirche zwei Nichtchristen lebensgroß abgebildet hat.
San Fedele
San Fedele liegt unweit des Domes, an derselben Straße. Erbaut wurde diese Kirche im ausgehenden 12. Jahrhundert. Diese Kirche ist schwer als solche zu erkennen, an ihr stehen, direkt an die Kirche angrenzend, Wohnhäuser.
Für die Architekturgeschichte von Bedeutung bei San Fedele ist ihren ungewöhnlichen Chor-Grundriss, bei dem die Forschung annimmt, er habe sein Vorbild bei der Kirche St. Maria im Kapitol von Köln aus dem 11. Jahrhundert. Es geht dabei um die Grundrissform des Chores, einen so genannten Drei-Konchen-Chor, der zu Beginn des 11. Jahrhunderts in Köln entwickelt wurde und den San Fedele aufzugreifen scheint.
Sant’Abbondio
Sant’Abbondio ist älter als der Dom. Ihr Langhaus wurde von 1022 bis 1095 errichtet, also zur Zeit der Ottonen, als wieder Recht und Ordnung in Oberitalien eingezogen waren. Die Ähnlichkeit mit deutschen romanischen Gebäuden ist dementsprechend offensichtlich. Die Ornamentik erinnert sehr an die des Domes zu Speyer, der gleichzeitig gebaut wurde. Die beiden Türme weisen ebenfalls auf nordeuropäische Vorbilder hin, denn italienische Kirchen hatten zu dieser Zeit längst Campanile, also getrennte Glockentürme neben der Kirche.
Der Chor dieser Kirche wurde über 100 Jahre nach dem Langhaus gebaut. Sein umfangreiches Freskenprogramm stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Themen des Freskenzyklus sind das Leben Christi und das der Apostel Petrus und Paulus. Diese Malerei erinnert in ihrer Technik und in ihrer klaren Räumlichkeit an die Giottos in der Toskana und in Umbrien, und tatsächlich werden diese Fresken einem Sieneser Meister zugeschrieben, der um 1350 die neue Malerei Giottos und seiner Schüler hier in den Norden gebracht hat. Giotto selber hatte um 1305 ebenfalls im italienischen Norden, in Padua, seine berühmte Arenakapelle ausgemalt.
Broletto
Das Broletto genannte Bauwerk ist der bedeutendste mittelalterliche Profanbau der Stadt. Der Bau erhebt sich unmittelbar nordwestlich der Kathedralfassade; das repräsentative Ensemble beider Bauten bildet ein offensichtliches, letztlich jedoch nahezu einmaliges Zeugnis für die enge Verbindung zwischen geistlicher und weltlicher Macht in einer Stadt des europäischen Mittelalters.
Wie aus einer Inschrifttafel unterhalb des linken Fensters hervorgeht, wurde das Bauwerk im Jahr 1215 auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters errichtet. Das um etwa zehn Stufen gegenüber dem Straßenniveau abgesenkte Erdgeschoss konnte zu Marktzwecken, aber auch anlässlich von öffentlichen Gerichtsprozessen genutzt werden. Der Bau war ursprünglich möglicherweise ein Joch länger, musste jedoch in der Zeit des gotischen Kathedralneubaus verkürzt werden - entsprechend abgeschnittene Steine sind in der Nordostwand zu sehen.
Basilica S. Carpoforo
Die erste Basilika Comos soll gegen Ende des 4. Jh. von einem gewissen Bischof Felix an der Stelle errichtet worden sein, wo einst ein heidnischer Merkurtempel stand. Innen hat sie einen erhöhten romanischen Chor, zu dem seitlich Treppen hinaufführen.
Villa Olmo
Die Villa wurde 1782 bis 1797 im klassizistischen Stil erbaut. Der Name Villa Olmo leitet sich von einer hundertjährigen Ulme, die hier stand. Die Villa beherbergte zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, darunter Napoleon und Metternich und Marschall Radetzky.
Die Erben verkauften die Villa 1883 an einen Herzog, der größere Umbauten vornahm. So wurden die seitlichen Stallungen abgerissen und der Eingangsbereich der Villa durch Herausbrechen der Decke in eine große Halle umgebaut. Ein kleines Theater wurde errichtet und der Garten hinter der Villa in einen englischen Park umgestaltet.
1924 wurde die Villa von der Gemeinde Como gekauft. Zum hundertsten Todestag Alessandro Voltas wurde 1927 eine internationale Ausstellung in der Villa eingerichtet. Seit 1982 ist sie Sitz des "Centro Volta" und wird außerdem für zahlreiche Ausstellungen, Kongresse und Veranstaltungen genutzt.
Villa del Balbianello
Die Villa del Balbianello liegt auf der Spitze der Halbinsel Lavedo in Lenno. Ursprünglich befand sich dort ein kleines Franziskanerkloster, von dem die beiden Kirchtürme noch stehen. Der Komplex ist in zwei übereinander liegenden Quadraten strukturiert. Diese sind mit einem Laubengang, welcher die Sicht auf die "Bai von Venere" und die "Bai von Diana" freigibt, verbunden. Der Garten besteht aus Terrassen und Brüstungen, in seiner Struktur treu dem Verlauf des Geländes folgend. Es gibt steile Felsen, die verschiedene Ebenen auf unterschiedlichem Niveau erzeugen. Dort wechseln sich Wiesen, Hecken, Zypressen und Eichen ab. Im gesamten Garten verteilt sind Bänke, sowohl im Schatten als auch in der Sonne, die entweder einen Blick auf die Villa oder auf den Comer See erlauben.
Nach wechselnden Besitzern gehört die Villa heute dem FAI, der italienischen Kultur- und Umweltschutzorganisation, die sie durch Spendengelder in Stand hält.
Bekannt geworden ist die Villa als Kulisse für die Filme: Ein Sommer am See mit Vanessa Redgrave und James Fox (1995), Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger, sowie den James-Bond-Film Casino Royale.
Seidenmuseum
Ein Besuch des Seidenmuseums, dem Museo della seta o ist sehr interessant. Auf einer Fläche von ca. 800 m² sind sämtliche Maschinen ausgestellt, die zur Seidenherstellung notwendig sind und dokumentiert die Geschichte der heimischen Seidenindustrie.
Essen und Trinken am Comer See
Die Restaurants in Como bieten zu jeder Jahreszeit Gerichte mit Erzeugnissen aus der Umgebung an. Im Herbst sollte man unbedingt die hervorragenden Wildgerichte probieren und dazu einen valtellinischen Wein trinken. Die Pizzerien bieten noch die nach traditioneller Art im Holzofen gebackene Pizza an.
Besonders vielfältig ist die Auswahl verschiedenster Eintöpfe wie zum Beispiel die bei Einheimischen sehr beliebte bodenständige Cassoeula aus Wirsing, Schweinerippchen und Würstchen oder die bekannte Zuppa pavese. Auch ein sehr typisches Gericht ist Ossobuco, die geschmorte Kalbshaxe, zu der der für diese Region so typische Maisbrei, die Polenta, gegessen wird.
Der See versorgt seine Anwohner mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fische, die in allen Variationen zubereitet werden. Es gibt sie als Vorspeise, zum Beispiel eingelegt oder getrocknet und dann gebacken, mit einer Polentascheibe gereicht, oder mit Reis gegart - Risotto al persico, als gemischter Grillteller, oder mit Soße wie zum Beispiel Forelle oder Hecht - trota di lago al forno con olive und luccio in salsa, oder in der für Italien so typischen Kombination mit Butter und Salbei, filetto di bottratrice al burro e salvia.
Feste und Feiertage
1. Januar - Capodanno, Neujahr
6. Januar - Epifania, Dreikönigsfest
März/April - Pasqua Ostern, Karfreitag kein Feiertag!)
25. April - Festa della liberazione, Fest der Befreiung (1945)
1. Mai - Festa del lavoro, Tag der Arbeit
2. Juni - Tag der Republik
15. August - Ascensione/Ferragosto, Maria Himmelfahrt
1. November - Ognissanti, Allerheiligen
8. Dezember - Immacolata Concezione, Maria Empfängnis
25. und 26. Dezember - Natale, Weihnachten
Februar
In den letzten Jahren haben die Feierlichkeiten zum Fasching/Karneval am Comer See wieder zugenommen. Grund genug die Umzüge in Como, Menaggio und Schignano einmal zu besuchen. Der traditionellste Umzug findet dabei in Schignano statt
März/April
Fiera de Giovedi Santo
Großer Beliebtheit erfreut sich der traditionelle Ostermarkt in Como. Zwischen dem Torre Porta Nuova und der Piazza Cacciatore delle Alpi wird alljährlich schöner handwerklich gekonnt angefertigter Osterschmuck angeboten.
Juli
Festival Como Citta della Musica
Veranstaltungsreihe der Stadt Como und der umliegenden Gemeinden. Das jedes Jahr unter einem anderen Motto laufende Festival zeigt fast jeden Tag eine interessante Musikveranstaltung mit vielen internationalen Künstlern.
Juli bis September
Für Liebhaber moderner klassischer Musik, das Lake Como Festival. Das Festival umfasst Klassische Konzerte mit internationalen Interpreten.
August/ September
Ganz Como ist auf den Beinen, wenn Ende August bis Mitte September beim grandiosen Palio del Baradello die Geschichte der Stadt zu Barbarossa Zeit dargestellt wird.
Dezember
Die Città dei Balocchi, ein großer Weihnachtsmarkt findet auf der Piazza Cavour in Como mit einer grossen Vielfalt von lokalen Spezialitäten und traditionellen Kunsthandwerk-Produkten statt. Auch vorhanden: eine Kunsteisbahn und Spiele für die Kinder.