Die beeindruckende Hauptstadt Spaniens
Das Zentrum von Spanien
Die spanische Hauptstadt Madrid liegt auf 667 Meter Meereshöhe im Zentrum des Landes auf der Hochebene von Kastilien. Mit rund 3,3 Millionen Einwohnern ist Madrid die drittgrößte Stadt der Europäischen Union. Die Metropolregion Madrid zählt sogar rund sechs Millionen Einwohner, die sich selbst madrileños nennen. Der Streit, ob dies nun Madrider oder Madrilenen sind, ist müßig. Beides ist richtig.
Madrid ist bereits seit mehreren Jahrhunderten in allen Belangen der Mittelpunkt Spaniens. Hier befinden sich der Sitz des spanischen Parlamentes, der Amtssitz des Ministerpräsidenten, der Wohnsitz der Königsfamilie sowie der Sitz des Erzbistums Madrid. Es ist außerdem der Handels-, Finanz- und Verwaltungsmittelpunkt des spanischen Königreiches.
Die Amtssprache wird hier nicht Spanisch genannt, sondern Kastilisch um sie vom Catalan, dem Baskisch und Galizisch, auch offizielle Sprachen in Spanien, zu unterscheiden. An den staatlichen und privaten Madrider Universitäten sind weit mehr als 100.000 Studierende eingeschrieben. 1992 war Madrid "Kulturstadt Europas".
Madrid ist auch die bedeutendste Sportstadt Spaniens - selbst wenn Barcelona dies immer gerne für sich beansprucht. Jeweils zwei Madrider Vereine spielen in der ersten spanischen Fußball-Liga und in der höchsten spanischen Basketball-Liga. Zweimal scheiterte Madrid mit einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Sommerspiele in den Jahren 2012 und 2016.
Der Charme von Madrid
Madrid ist eines der beliebtesten Reiseziele für Städtereisen. Knapp 14 Millionen Übernachtungen wurden im Jahr 2010 in der spanischen Hauptstadt registriert. Wer in Madrid zu Gast ist, muss sich in 21 Stadtbezirken (distritos) zurechtfinden. Die sind ihrerseits weiter unterteilt in Stadtteile (barrios).
Die Stadt lässt sich am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erkunden. Zu empfehlen sind dafür Zehnerkarten oder Touristenabos, die man an den Schaltern der Metro erwerben kann. Sie gelten bis zu drei Tage. Im Bus werden nur Einzeltickets verkauft. Übrigens: Die Busse halten in Madrid nur an, wenn man an der Haltestelle ein Handzeichen gibt. Und auch die Madrider beherrschen die sonst eher britische Eigenart, an der Haltestelle eine vorbildliche Warteschlange zu bilden.
Plaza Mayor
Der ehemalige Marktplatz ist das schönste Beispiel des "Kastilischen Barocks" in Madrid, 16. - 17. Jhdt. Die Architektur ist atemberaubend: Der Platz hat neun Zugänge, 237 Balkone sind an der Platzseite gruppiert. Rund um den Platz laufen Bogengänge. Das Herz Madrids ist autofrei, aber keineswegs leise. Im Dezember trifft man sich hier zum Weihnachtsmarkt.
Puerta del Sol
Die Puerta del Sol ("Sonnentor") ist nicht nur das Zentrum Madrids, er ist das Zentrum Spaniens. Alle Gebäudefassaden rund um den Platz sind cremegelb. Blickfang sind das ehemalige Postamt "Casa de Correos" mit der goldenen Glocke und das Reiterstandbild Carlos III. Über dem Platz thront eine riesige Neonreklame des spanischen Sherry "Tio Pepe". Unbedingt reinschauen sollte man im "Casa de Diego". Hier werden seit 150 Jahren Regenschirme verkauft.
Palacio Real
Der Königliche Palast ist das Madrider Stadtschloss und gleichzeitig die offizielle Residenz des spanischen Königshauses. Die Regenten halten sich jedoch meist im kleineren Zarzuela-Palast vor den Toren der Stadt auf. Im Palacio Real befinden sich etwa 2.000 Säle sowie eine umfangreiche Bilder- und Waffensammlung.
Kathedrale La Almudena
Die Bischofskirche des Erzbistums Madrid liegt an der Südseite des Palacio Real. Hier finden die Taufen und Hochzeiten der spanischen Königsfamilie statt. Almudena ist die Schutzheilige der Stadt Madrid. Am 9. November, dem "Tag der Almudena", ist die Kathedrale Ziel vieler Prozessionen.
Museo Nacional del Prado
Auf drei Etagen zeigt der Prado eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Spanische Maler des 17. und 18. Jahrhunderts hängen neben holländischen Meistern und Dürer. Picasso und Dali kann man nebenan im Museo Reina Sofia bewundern.
Templo de Debod
Ägypten in Madrid: Der Debod-Tempel stand ursprünglich am Nassersee. Er kam als Geschenk der ägyptischen Regierung 1968 nach Madrid. Der Standort am südlichen Rand des Parque del Oeste nahe der Plaza de España ist etwas erhöht - ein Geheimtipp für Sonnenaufgänge!
Shoppingtipps: Puerta del Sol, Salamanca und Chueca
Wer in Madrid shoppen geht, schont seinen Geldbeutel. Zumindest dann, wenn er Bekleidung und Schuhe kaufen will. Die wichtigsten Einkaufsstraßen befinden sich direkt im Zentrum. Schnäppchenjäger sollten sich auch in den unscheinbaren Seitenstraßen umsehen. Die Kaufhauskette El Corte Inglés unterhält auch in Madrid mehrere Filialen. Die größte ist in der Nähe des Platzes Puerta del Sol (Metro Sol). Hier findet man auch Mode zu erschwinglichen Preisen. Der Einkaufstempel Vagueda mit mehr als 350 Geschäften liegt im Norden der Stadt (Metro Barrio del Pilar). Exklusive Boutiquen, Juweliere sowie Schuh- und Geschenkeläden haben sich in der Galería del Prado an der Plaza de la Cortes, im Stadtviertel Salamanca (Metro Serrano) und im Schwulenbezirk Chueca (Metro Chueca) angesiedelt. Nicht vergessen: Die meisten Läden haben von 14 bis 17 Uhr geschlossen. Den Spaniern ist ihre Siesta heilig.
Flohmarkt El Rastro
Sonntags lohnt sich ein Bummel über den Flohmarkt El Rastro zwischen der Plaza Mayor und der Puerta de Toledo (Metro La Latina). Hier gibt neben Trödel und Antiquitäten auch viel Neuware. Die besten Geschäfte macht man vor sieben Uhr, denn zur Siesta wird schon wieder abgebaut. Sonntags hat auch die größte Buchhandlung der Stadt Casa del Libro geöffnet.
Nightlife in Huertas und Chueca
Ein weiterer Grund für einen Trip nach Madrid ist das Nachtleben der Hauptstadt. Von Donnerstag bis Samstag ist die Stadt nachts auf den Beinen. Jeder Musikgeschmack wird bedient, von Rock und Pop bis zu Flamenco und Salsa. Nachtschwärmer ist in Madrid wörtlich zu nehmen: Gegen 22 Uhr trifft man sich in Gruppen, entweder in Restaurants oder in einer der Tapas-Bars. Gegen Mitternacht beginnt das Leben in den Clubs. Die meisten schließen gegen sechs Uhr am Morgen. Da bleibt immer noch Zeit für zwei Stunden in einer Diskothek und für ein Frühstück im Café. Einer der beliebtesten Nightlife-Spots ist die Plaza Santa Ana im Zentrum des Stadtviertels Huertas. In dem Ausgehviertel treffen sich Einheimische und Touristen. Wer es schick mag, besucht die Discos und Bars an der Castellana und rund um den Torre Europa im Norden der Stadt. Angesagt sind auch die Treffpunkte im Schwulenbezirk Chueca.
Das beste der spanischen Küche
Gastronomische Spezialitäten sind in Spanien so vielfältig wie die Regionen selbst. Die Beliebtheit der spanischen Küche erklärt sich aus der Kombination einfacher, bodenständiger Rezepte mit guten, saisonal frischen Zutaten. Da können es die Spanier gut verschmerzen, dass ihre Landesküche nicht einen so feinen Ruf hat wie die Haute Cuisine der französischen Nachbarn.
Die regionale Madrider Küche hat nicht so viele bekannte Spezialitäten hervorgebracht wie andere Regionen Spaniens. So stammen die kalte Gemüsesuppe Gazpacho und die kleinen frittierten Sardellen boquerones fritos aus Andalusien, und Katalonien glänzt mit der Crema catalana, in Deutschland eher bekannt als Crème brulée.
Das Essen in Madrid ist schwer und herzhaft, zum Teil auch sehr fettig. Verarbeitet werden vor allem Fleisch, Bohnen und Eier. Auf dem Speisezettel stehen zum Beispiel Cocido madrileño (ein Eintopf aus Fleisch und Kichererbsen), Oreja (Schweineohren) und Tortilla de patatas (ein dickes Eieromelett mit Zwiebeln und Kartoffeln).
Ganz der Gegensatz dazu ist die Schwäche der Madrider für Süßes. Jeder in der Stadt kennt die Chocolateria San Ginés in der Madrider Altstadt. Hier bestellt man churros con chocolate, ein frisch frittiertes Schmalzgebäck, das portionsweise in eine Tasse dickflüssige Schokolade getaucht wird. Nachmittags ab fünf probieren es die Touristen, morgens ab drei fallen dann die Nachtschwärmer ein.
In Spanien isst man gerne noch spät am Abend, an Wochenenden sogar noch ausgiebig um 23 Uhr. Bestens dafür geeignet sind Tapas, der typische spanische Imbiss von unglaublicher Vielfalt. Eine Tapa (wörtlich übersetzt "Deckel", weil er einst Weingläser als Schutz vor Fliegen bedeckte) wird immer zusammen mit einem Getränk serviert. Größere Portionen heißen ración. Manchmal gibt es eine Tapa als kostenlose Beilage, die wahren Leckerbissen müssen jedoch bestellt werden. Einheimische verzehren ihre Häppchen in Tapa-Bars und Bodegas. Dort kann man meist keinen Tisch reservieren, sollte sich aber von den Warteschlangen nicht abschrecken lassen. Als Tapa wurde traditionell Schinken und Brot gereicht. Heute gibt es eine große Auswahl an Tapas mit Gemüse, Fleisch oder Fisch, warm oder kalt serviert.
Beliebte kalte Häppchen sind Jamón (luftgetrockneter Schinken), Chorizo (scharfe Paprikawurst), Salchichón (Salami) und verschiedene Käsesorten wie etwa Manchego und Schafskäse. Favoriten unter den warmen Tapas sind zum Beispiel verschiedene Fischarten gegrillt (a la plancha), Dátiles con Bacon (Datteln im Speckmantel) und Pimientos (kleine gebratene Paprikaschoten).
Wer die Tapaskultur Madrids entdecken möchte, dem seien die Tapasbars in der Hauptstraße Cava Baja im Stadtviertel La Latina empfohlen (Metro La Latina). Hier trifft man sich gerne sonntags nach dem Flohmarktbesuch. Gastronomisch, aber auch architektonisch interessant ist der alte Markt Mercado de San Miguel in der Altstadt.
Nehmen Sie teil an den fröhlichen Festen
Was für das gesamte Land gilt, stimmt auch in Madrid: Man feiert gerne. Über das ganze Jahr verteilt zeugen Feste und Feiertage von der kulturellen und religiösen Kultur.
Neujahr
Die Madrider begrüßen das neue Jahr traditionell an der Puerta del Sol, dem zentralen Platz der Stadt. Wer im kommenden Jahr Glück haben will, muss sich zu Mitternacht bei jedem der zwölf Glockenschläge eine Weintraube in den Mund stecken und sich dazu still etwas wünschen. Der Klang der Glockenschläge wird ins ganze Land übertragen.
Dreikönigsfest
Am 5. Januar, dem Vorabend des Dreikönigsfestes (Dia de los Reyes Magos), schauen besonders die Kinder ganz gespannt der Dreikönigs-Prozession an der Plaza Mayor zu. Schließlich haben sie ihren Wunschzettel an die Heiligen Drei Könige geschrieben, denn die in Deutschland übliche Bescherung an Heiligabend findet in Spanien erst am Dreikönigstag statt.
Karneval
Der bunte Madrider Karneval wird bereits seit dem Mittelalter im Januar und Februar mit Umzügen, Maskenbällen und Veranstaltungen gefeiert. Das Ende des bunten Treibens, vergleichbar dem Aschermittwoch, ist das Begräbnis der Sardine (Entierro de la Sardina) in der Kirche von San Antonio de la Florida an der Plaza Mayor. Zuvor wird eine Sardine aus Pappe in ihrem Sarg feierlich durch die Straßen der Stadt getragen.
Ostern
Die Karwoche (Semana Santa) hat besondere Bedeutung im religiösen Leben Madrids. Die vier Tage von Gründonnerstag bis Ostersonntag ziehen unzählige bunte Prozessionen durch die Stadt, die an den Leidensweg Christi erinnern. Viele von ihnen sind der Jungfrau Maria geweiht. Gründonnerstag ist in Madrid ein regionaler Feiertag.
Dia de la Comunidad
Am 2. Mai jedes Jahres gedenken die Einwohner der Region Madrid des Aufstandes gegen die napoleonischen Besatzungstruppen im Jahr 1808 (Día de la Comunidad). Es ist ein fröhlicher Tag mit Lesungen, Musik und Tanz.
Fest des Schutzheiligen San Isidro
Im Mai lässt sich der San Isidro, der Schutzheilige der Stadt Madrid, kräftig feiern (Fiestas de San Isidro). Sein Feiertag ist der 15. Mai. Gläubige pilgern zum Platz des Heiligen und trinken aus seiner Quelle. Viele Menschen tragen die traditionelle Tracht Chulapo (für Männer) und Chulapa (für Frauen). Die Feierlichkeiten enden mit einem großen Cocido Madrileño-Essen, einem Suppentopf mit Kichererbsen, Blutwurst und Chorizo. Bis Mitte Juni werden im Rahmen der Stierkampfmesse Feria Taurina in der Arena Las Ventas täglich Stierkämpfe veranstaltet.
Johannisnacht und Jakobstag
In der Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni (Noche de San Juan) springen junge Madrider an mehreren Stellen in der Stadt über brennende Feuer. Am 25. Juli wird im ganzen Land der Jakobstag gefeiert (Santiago). Der Heilige Jakobus ist der Schutzpatron von Spanien. Der Ehrentag der Patronin von Madrid, Nuestra Señora de la Almudena, wird jedes Jahr am 9. November mit einer Prozession begangen.
Gedenken an Christoph Kolumbus
Am 12. Oktober gedenkt Spanien mit dem Día de la Hispanidad des Entdeckers Christoph Kolumbus. Er ging am 12. Oktober 1492 auf den heutigen Bahamas an Land und gab der Insel den Namen San Salvador.